Die Lampe brennt noch

Beate Rothmaier

Kopfüber steckt das Pferd in seiner Holzkiste. Peter Guth hat das Kunstwerk im Auftrag der SPD- Fraktion geschaffen. Im Jahr 2000 stand es vor der Basilika und verstörte manchen Kirchgänger, manche Pferdeliebhaberin. Davon scheint nichts geblieben zu sein. Der Künstler ist verstorben, das Pferd mitsamt seiner Kiste verschwunden, selbst das Original- foto existiert nicht mehr...

Geblieben ist der unsägliche Umgang mit der Natur, der Transport von Lebendtieren auf Lastwagen und Schiffen um die Welt, selbst die Eintagsfliege stirbt aus.

Zwar hängt auch die Guernica-Deckenleuchte aus Picassos Gemälde nicht mehr über den Pferdebeinen. Sie ist mit dem Kunstwerk verschwunden, doch ihre Glühbirne brennt noch. Und symbolisiert wie 1937 Terror und Zerstörung, die die Menschen allen Lebewesen auch einander immer noch antun: in Guernica, Srebrenica, Grozny, Aleppo, Butscha, Mariupol...

Das Rätsel

Wer kennt sich in Ellwangen aus?

 

Ob die drei freundlichen Wesen und der windverblasene Vogel alles gutheißen, was in dem Gebäude hinter ihnen geschieht? Darin arbeiten jeden Tag viele Menschen, und auch Sie haben es sicher schon betreten. Dies ist eine so genannte Supraporte-Kartusche und wir fragen Sie:

WO IN ELLWANGEN IST SIE ZU FINDEN?

Die Lösung finden Sie, wenn Sie auf "weiterlesen" klicken.

Schule: Wie aufholen nach Corona?

Ein Gespräch mit Thomas Geist, Schulleiter der Marienpflege

Die Fragen stellte Ariane Bergerhoff. Hier lesen Sie das Interview in voller Länge.

„Der Höhepunkt der Omikron-Welle ist überschritten“ so unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach am 15. Februar 2022. Herr Geist, wie fühlen Sie sich?

Ich fühle mich derzeit erschöpft! In den letzten zwei Jahren kam für uns Schulleitungen das Corona-Management an der Schule und gleichzeitig die Digitalisierung mit den unterschiedlichen Förderprogrammen, zu unserer alltäglichen Arbeit einfach hinzu.

Auch wenn jetzt die hohen Wellen gebrochen zu sein scheinen, die Folgen der Coronapandemie werden wir in den Schulen noch jahrelang zu spüren haben. Das gilt zwar nicht für alle Schüler, besonders aber für diejenigen, die auch vor der Pandemie schon ihre Schwierigkeiten mit der Schule hatten. 
 

Von den Schulschließungen waren Ihre Schülerinnen und Schüler betroffen. Konnten Sie diese in den Wochen zuhause überhaupt erreichen? Wie ist es Ihnen gelungen? Wo sehen Sie Erfolge und wo gab es Probleme?

 

Ich arbeite ja einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, das bedeutet, unsere Lehrer kennen die individuellen Bedürfnisse der Schüler und ihren Familien etwas besser als an vielen allgemeinen Schulen. Es war uns immer wichtig, nicht nur irgendwie den Lernstoff zu vermitteln, sondern insbesondere den Kontakt zu den Familien zu halten. Häufig haben die Lehrer ihre Lernpakete mit dem Auto ausgefahren, so dass immer auch noch Zeit blieb, an der Haustüre mit den Kindern oder Eltern zu sprechen. Besonders die älteren Schüler haben wir über Videokonferenzen unterrichtet, was nicht immer ganz einfach war, da jede Familie ganz unterschiedliche Voraussetzungen in Bezug auf digitale Ausstattung wie W-LAN und so weiter hat.

Unsere extra angeschafften Leihgeräte für Schüler waren sehr schnell vergriffen.
Es gibt aber auch eine ganz erhebliche Anzahl an Schülern, die sehr schlecht zu erreichen waren und bis heute Schwierigkeiten haben, wieder in den Schulalltag zurückzufinden. Das geht übrigens allen Schulen so, das erfahre ich täglich innerhalb unseres sonderpädagogischen Dienstes an anderen Schulen.
 

Was hat Ihnen besonders zu schaffen gemacht? Was muss besser werden und welche Unterstützung brauchen Sie als Schule?

 

Die Pandemie kam für alle ja recht schnell und ohne große Vorankündigung. Was aber in den letzten Jahren im Bereich der Digitalisierung von politischer Seite her verschlafen wurde, fiel uns nun umso schwerer auf die Füße. Gleichzeitig war während des ersten Lock-Downs eine große Verunsicherung bei allen deutlich spürbar. Am schwersten hatten es aber die Eltern, die plötzlich im Spannungsfeld ihrer eigenen Arbeitsstelle und dem Homeschooling ihrer Kinder gestanden haben. Das war für Familien mit mehreren Kindern oder für Alleinerziehende fast nicht zu bewältigen. Erst, als der Begriff „Notbetreuung“ etwas weiter gefasst wurde, gab es eine leichte Entspannung. Somit konnten wir viele Kinder wieder besser in den Präsenzunterricht einbinden und die Familien entlasten.

 
Wir Schulleitungen haben häufig erst freitagnachmittags von Änderungen erfahren, die ab Montag umgesetzt werden mussten, auch das habe ich als enorm schwierig erlebt.

 

Viele sagen, dass die Digitalisierung an den Schulen einen enormen Schub erhalten hat und man so der Situation wenigstens ein bisschen etwas Positives abgewinnen könnte. Wie sehen Sie das?

 

Vom Grundsatz her kann ich dieser Aussage gerne folgen. Innerhalb kurzer Zeit gab es unterschiedliche Förderprogramme: Der Digitalpakt 2019-2024 als „das“ große Paket, die Schüler- und Lehrerleihgeräte, die IT-Administration – sprich: es stand innerhalb sehr kurzer Zeit relativ viel Geld zur Verfügung und musste fristgerecht verausgabt werden.

Von der Technik her haben wir einen guten Stand erreicht, nun ist es wichtig, auch die beteiligten Lehrer, Schüler und Eltern einzubinden und in die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Endgeräte weiterzubilden. Erst dann kann ich einen positiven Schlussstrich ziehen. Ich hoffe sehr, dass es hierfür ausreichend Fortbildungsangebote gibt und diese nicht einem Sparzwang unterliegen.
 
 
Was würden Sie sagen, war für Sie die wichtigste Erkenntnis, die Sie aus dieser Pandemie mitnehmen werden?
 
Interessant war, dass die neue Kultusministerin Theresa Schopper in ihrem Antrittsschreiben an die Schulen betont hat, dass nach der Wiedereröffnung der Schulen, nicht nur auf den Leistungsgedanken in Form von Schulnoten geachtet werden soll, sondern die Lehrer bat, gleichrangig die sozialen und emotionalen Faktoren der Schüler im Blick zu haben. Diese Bitte der Ministerin hat mir aus dem Herzen gesprochen! …. und bietet aber auch Anlass für Selbstkritik unseres eigenen Berufstandes! Die Zahl der Schüler, die aktuell mit dem Thema „Schulverweigerung,“ „Schulangst“ bei den Beratungsstellen oder bei mir aufschlagen, gibt Anlass zur Sorge.
Die Schule der Zukunft sollte also die Kinder wieder ganzheitlicher betrachten, sie sind keine Lernmaschinen.

 

Wie geht es Ihren Schülerinnen und Schülern heute? 

 

Ich würde hier in zwei Schülergruppen unterscheiden: Es gibt diejenigen, die froh und dankbar sind, wieder in Gemeinschaft lernen zu können. Die andere Gruppe tut sich enorm schwer, sich wieder in die Gemeinschaft einzufinden. Da das Medienangebot zuhause oft attraktiver ist als in der Schule, haben sich einige Kinder an lange Zeiten vor ihren Spielkonsolen und ähnlichem gewöhnt. Einige Schüler sind „wie abgetaucht“.

 

Wie war die Zusammenarbeit mit den Eltern? Wie war deren Rückmeldung?

 

Zu Beginn der Pandemie mussten wir zuerst mal alle E-Mail-Adressen der Erziehungsberechtigten abfragen, da der übliche Kommunikationsweg in Briefform recht aufwändig und kompliziert gewesen wäre. Ich habe dann in regelmäßigen Abständen die Eltern über Veränderungen im Schulbetrieb informiert, fast jede Mail endete mit „… ich danke für ihr Vertrauen und Verständnis..!“ Das war aber keine leere Floskel, sondern sehr ernst gemeint: Bis auf wenige Ausnahmen haben die Eltern die Maßnahmen wie die Test- und Maskenpflicht bis hin zur kompletten Schließung der Schule akzeptiert und mitgetragen.

Was ich aber auch erlebe, ist, dass Eltern, die mit ihren Kindern nun in Schwierigkeiten stecken, sich nicht von alleine bei der Institution „Schule“ melden und um Rat fragen, häufig müssen wir den Familien hinterherlaufen.

 

Wie wollen Sie entstandene Lern- aber auch Erlebens-Lücken bei den Schüler*innen schließen?

 

Derzeit führen wir das Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“ durch. Dieses Programm soll dazu dienen, entweder entstandene Lernlücken in den Kernfächern zu schließen oder auch Rückstände in sozial-emotionaler Entwicklung auszugleichen. 

Da wir als Ganztagesschule ausreichend Lernzeit haben, werden wir die fachlich-inhaltlichen Lernlücken über eine gewisse Zeit selbständig ausgleichen können. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit einem externen Anbieter mehr in Richtung Teambuilding, Konfliktfähigkeit und Sozialtraining mit unseren Klassen zu arbeiten. Ich glaube, dieser positive Effekt ist für uns derzeit wertvoller als „Nachhilfeunterricht“ zu erteilen.

 

Welche Hilfestellungen wären nun sinnvoll?

Derzeit steht noch die Krisenbewältigung an. Wenn die Einschränkungen mal vorbei sind, würde ich mir aber von der Landesregierung wünschen, dass die Schulen etwas Zeit bekommen, sich selber wieder etwas sortieren zu können, um an ihren Kernthemen der Schulentwicklung zu arbeiten. Bitte nicht gleich wieder die nächsten Vorgaben, die umzusetzen sind.

 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen? 

 

Meine Hoffnung ist, dass wir als Schule nicht dem Effekt „Zurück zur Normalität“ unterliegen. Die „neue Normalität“ wird dann gut sein, wenn wir die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen, also Antworten auf Fragen finden wie zum Beispiel: „Wie können wir in Zukunft viel besser die benachteiligten Schülergruppen einbeziehen und erreichen?“ Es bleibt aber keine rein schulische Herausforderung: Auch innerhalb der Kommune müssen wir diese Frage beantworten, etwa über Ferien- und Freizeitprogramme, die den Kindern und Jugendlichen den Mehrwert von Gemeinschaft vermittelt. Für mich als Schulleitung wünsche ich mir natürlich mehr zeitliche Entlastung für die vielfältigen Aufgaben.

Vision für Ellwangen

Ellwangen - Das Schmuckkästchen der Ostalb

von Ariane Bergerhoff

Will man das Leben in die Innenstädte zurückholen, muss man sich von der Idee verabschieden, dass vor allem das Einkaufen der Frequenzbringer der Zukunft sein wird. Nicht erst die Pandemie hat dazu geführt, dass unsere Innenstadt verödet. Bereits die Entwicklungen vor Jahren weg von kleinen Geschäften hin zu großen Geschäften in anderen Städten, die Mobilität der Kundinnen sowie das enorme Wachstum des Online-Shoppings haben ihren Teil dazu beigetragen, dass es nun so ist, wie es ist. Es stehen sehr viele Geschäfte in Ellwangen leer. Jedoch ist das Ende der monostrukturellen Überformung der Stadt gerade ihre Renaissance.

Ellwangen hat großes Potenzial. Ellwangens Innenstadt ist kein Juwel, nein, sie ist ein wahres Schmuckkästchen.

Fragen an die Jusos

Warum die SPD?

Die SPD Ellwangen freut sich über regen Zulauf. Gerade auf junge Menschen strahlt die Sozialdemokratie trotz aller Unkenrufe eine große Anziehungskraft aus. Auch in Ellwangen dürfen wir junge Sozialdemokrat:innen in unseren Reihen aufnehmen. Wir haben fünf gefragt, warum sie sich für die SPD entschieden haben, was ihnen wichtig ist und wer sie inspiriert.  Lesen Sie hier ihre Antworten.

 

Gabriel Schuh, 17 Jahre, Ausbildung zur Pflegefachkraft

1. Warum SPD?
Der Name SPD steht für mich im Gleichklang mit sozialer Gerechtigkeit. Die Anliegen der Arbeiterschaft und der sozial Schwächeren müssen in einer Arbeitswelt und Gesellschaft, wie wir sie heute vorfinden, wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Diese Ziele können meiner Meinung nach nur von der SPD erreicht werden. 

2. Was ist dir besonders wichtig?
Mir ist wichtig, nicht tatenlos dazusitzen und über alles zu schimpfen, was gerade falsch läuft. Mir ist wichtig, mich am Geschehen aktiv zu beteiligen und etwas zu ändern.

 

3. Für was trittst du ein?
Ich trete ein für ein soziales Deutschland, in dem man auch in 50 Jahren noch leben möchte und kann.

 

4. Welches Thema bekommt zu wenig Aufmerksamkeit?
In meinen Augen sind Themen wie Korruption, sowie technischer und gesellschaftlicher Fortschritt vollkommen unterrepräsentiert. Auch die sich verbreitende Ablehnung der Demokratie verlangt mehr Aufmerksamkeit.

 

5. Wer oder was inspiriert dich?
Große Persönlichkeiten, wie Prof. Dr. Karl Lauterbach, die es schaffen, schwere Sachverhalte einfach und für jeden verständlich wiederzugeben. 

 

Lisa Steinau, 27 Jahre, Rechtsreferendarin

1. Warum SPD?

Die SPD ist für mich genau die Partei, die alle Themen, die in Zukunft und auch heute schon wichtig sind, im Blick hat und gute Lösungen anbietet. Klimaschutz, der so gestaltet werden muss, dass keiner benachteiligt wird und letztendlich alle von besserer Luft, einer guten Umwelt und gestiegener Lebensqualität profitieren können. Gute Bildungschancen, die allen zur Verfügung gestellt werden (ich denke da vor allem an die beitragsfreien Kita-Plätze schon in jungen Jahren) ohne Rücksicht auf den jeweiligen Background. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hier hilft auch die verpflichtende Einführung von Home Office (wobei da natürlich auch im Blick behalten werden muss, dass Home Office dann nicht nur von Frauen* in Anspruch genommen werden (muss), um gleichzeitig die nötige Care Arbeit im Haushalt zu leisten). Vor allem wichtig finde ich bei der SPD, dass hier jede*r eine politische Heimat finden kann, egal, welcher Religion, welcher Hautfarbe oder welchen Geschlechts.

2. Was ist dir besonders wichtig?
Ich finde es wichtig, sich politisch zu engagieren, um so die eigenen Vorstellungen bestmöglich umsetzen zu können. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass ich jung und weiblich bin. Gerade diese Gruppe ist leider immer noch viel zu wenig repräsentiert, ob auf kommunaler Ebene oder in den Bundes- und Landesparlamenten. Dabei haben wir häufig einen anderen Blick auf Probleme, die durch neue Sichtweisen zu Lösungen beitragen können.

Enten, Fake News, alternative Fakten

Wie man sich vor Desinformation schützt

von Beate Rothmaier

Was mal eine Zeitungsente war, hat durch das Internet und dank der zugrunde liegenden Algorithmen eine Systematik und ein Ausmaß erreicht, die Kommunikationsexperten als demokratiegefährdend erachten. 85% der Deutschen halten Desinformation im Internet für ein großes Problem. Wie aber kann ich Fake News erkennen? 

Wichtigste Frage: wer schreibt?
Das Impressum der Webseite klärrt darüber auf, wer die Information verbreitet. Ist es der Blog eines selbsternannten Experten? Steckt eine politische Initiative dahinter? Eine Suche nach den Namen deckt weitere Verbindungen auf. 

Ist die Information 'umsonst'?
Qualitätsjournalismus, kostet Geld, denn Schreiben und Recherchieren sind ein Beruf und die Informationen der Bezahlmedien von einer Redaktion überprüft. Auch sind hochwertige Nachrichten auf Gefühlsreaktionen aus. Macht uns eine Information wütend oder neugierig? Dahinter stecken oft kommerzielle Interessen. So besteht 'Clickbaiting' aus einer reißerischen Überschrift mit einer Neugierlücke (curiosity gap), die uns dazu bringt immer weiterzuklicken: "So sah XY vor 50 Jahren aus. Schau, was aus ihm geworden ist!" Informationsgehalt gleich null.

Von der Notwendigkeit sozialdemokratischer Politik
DER DENKER (Foto © Josef Lehmann)

Wollmäuse und andere Reste

von Beate Rothmaier

"Schafft sich ab", "zerlegt sich selbst", diese und andere Kommentare und Urteile politisch vermeintlich kluger Menschen, wie auch die Umfrage- werte der Meinungsforschungs- institute, sehen die SPD auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Woher der Abgesang? Brauchen wir die SPD noch? Welche Rolle spielen sozialdemokratische Errungenschaften in unserem Alltag?

Übrig bleiben: Negative Reste
Der Philosoph Odo Marquard hat das "Gesetz von der zunehmenden Penetranz der negativen Reste" formuliert. Damit meint er, dass bei der Abschaffung schlimmer Zu- stände oder bei der Lösung von Problemen, immer etwas unbe- wältigt zurückbleibt, und dass dieser Rest umso schwerer im Bewusstsein wiegt, je größere Verbesserungen vorher erreicht wurden: Wenn ich die ganze Wohnung blitzblank geputzt habe, fallen mir die drei Wollmäuse unterm Bett, die ich übersehen habe, umso deutlicher auf. Unfair, aber ein Gesetz der menschlichen Wahrneh- mung.

Was also hat die Sozialdemokratie außer dem Kniefall von Warschau, dem Standhalten gegenüber dem RAF-Terror, der Verweigerung in den Irakkrieg zu ziehen, diesem Land gebracht?

Vieles. Das Aufstiegsversprechen durch Bildung, gesetzliche Rente und Krankenversicherung, das Frauen- wahlrecht, der Achtstundentag, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Mitbestimmung, Abschaffung des §218, zuletzt die Ehe für alle, die Einführung des Mindestlohns und der Grundrente — all das sind Errun- genschaften sozialdemokratischer Politik. Vieles davon berührt den Alltag jedes Menschen, der in diesem Land lebt. Täglich. Das hat die Partei der Arbeit, die unermüdlich arbeitet, gebracht. Auch als Koalitionspartner, auch wenn sie nicht die Kanzlerin gestellt hat.

Auf dem Biobauernhof in Engelhardsweiler

‘Misses‘ chillt

von Ariane Bergerhoff

 

Als ich die Nummer vom Lautenhof wähle, blickt mich das knitze Ferkel auf der Kontaktkarte keck an. Schon wieder ein Skandal, dieses Mal in Ulm. Das muss anders werden. Aber wie? Ich rufe bei Familie Brenner an, ob ich mal vorbeischauen dürfe. Gerne.

 

Also stehe ich an einem Freitagmorgen im Hof bei Brenners. Mit einem fröhlichen Lächeln und einem Ellenbogenschlag begrüßt mich Andreas, der Sohn der Familie. Kurz darauf erscheint sein Vater, Alois Brenner -ein Vorreiter der ökologischen Muttersauenhaltung im Ostalbkreis. Aktuell werden nur rund 9% der landwirtschaftlichen Flächen im Ostalbkreis ökologisch bewirtschaftet. Das ergeben meine Recherchen später zuhause am Schreibtisch. Erst jeder vierzehnte Betrieb von ungefähr 2.100 erhält Zuschüsse der EU für eine ökologische Wirtschaftsweise. Die übrigen hängen am Topf der EU-Agrarzahlungen für den konventionellen Landbau. Da ist Luft nach oben.

Ich möchte von Herrn Brenner wissen, warum er von der konventionellen Ferkelzucht auf Bioland umgestellt habe. Schuld daran sei Putins Griff nach der Krim, die Russlandsanktionen und der dadurch fallende Preis für Schweinefleisch. Einigen blieb nur der Ausstieg oder „einigen Halbverruggten“, so Brenner, die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Ferkel konventionell gewinnbringend zu züchten, geht auf Kosten des Tierwohls, der Umwelt und der eigenen körperlichen sowie seelischen Gesundheit. Konventionelle Ferkelzucht zu Billigpreisen ist für Alois Brenner keine Option mehr. Er bereut die Umstellung nicht – im Gegenteil.

Die Umstellung war 2016. Die ersten Schweine, die ich sehe, schauen mich zwar interessiert, aber äußerst gelassen an. Sie chillen im Auslauf im Freien auf Stroh. Schweine, die zu Billigpreisen in den Supermärkten enden, haben weder einen Auslauf noch jemals echtes Stroh gesehen, geschweige denn den Platz, der ihnen hier zur Verfügung steht.
Bei den Muttersauen steigt Alois Brenner in den Stall einer Schweinemama und ihren Ferkelchen.

Gutes Wohnen muss bezahlbar sein

Braucht Ellwangen eine Wohnbaugesellschaft?

von Fritz Taschinski

Angebot und Nachfrage bestimmen unser Leben. So werden die Miete oder der Kauf einer Wohnung Jahr für Jahr teurer, weil das Angebot in den Städten und Gemeinden knapp und "Betongold" in Zeiten von Nullzinsen äußerst begehrt ist.

Auch in Ellwangen. Bei barrierefreien Wohnungen für Senioren und Behin- derte, bei Mietwohnungen für junge Familien, Singles und Menschen mit Migrationshintergrund herrscht akute Wohnungsnot. Die Erweiterung des Industriegebiets mit neuen Arbeitsplätzen wird die Nachfrage nochmals verstärken. Der SPD-Ortsverein und die SPD-Gemeinderatsfraktion plädieren deshalb schon seit Jahren für die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesell- schaft. Ein entsprechender Antrag wurde in den Gemeinderat eingebracht.

In Baden-Württemberg gibt es über 120 kommunale Baugesellschaften, die sich dem Gedanken des qualitätsvollen und preiswerten Wohnens verschrieben haben. Dazu gehören Städte wie Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heubach. Warum nicht auch Ellwangen?

Während ein Teil des Gemeinderats dem Vorschlag der SPD-Fraktion zugestimmt hat, scheut die Verwaltung Risiko und Aufwand. Auch die CDU zeigt sich skeptisch. Dabei könnte eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft so vieles bewirken: Sie würde bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung schaffen - und allein durch ihr Vorhandensein zur Dämpfung der Mietpreise beitragen. Sie kann aber noch viel mehr.

Die SPD im Ellwanger Gemeinderat

Vom Bohren dicker Bretter

von Beate Rothmaier

Was kaum einer weiß, der Gemeinderat ist das höchste Organ der Stadt. Er steht noch über dem Oberbürgermeister. Anlass, mit Herbert Hieber, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, einen Blick auf die Gemeinderatsarbeit zu werfen.

Schon seit 1947 ist die SPD im Rat vertreten. In der aktuellen Wahlperiode sind dies neben Hiebert: Jörg Böhmer, Joachim Zorn und André Zwick. Hieber gilt als 'Fahrensmann der SPD'.

Der gebürtige Gmünder nennt als Vorbild Erhard Eppler, dessen umwelt- und friedenspolitisches Engagement ihn tief geprägt habe - und natürlich Alfred Geisel, von dem er sehr viel gelernt habe. Beeindruckt von Brandts Ostpolitik, dem Kniefall in Warschau, aber auch der Studentenbewegung, habe Hieber vor allem dem SPD-Bildungsprogramm persönlich viel zu verdanken.

Ab 1980 kämpften er, Alfred Geisel, Hans Rieger, Dorothee Ulmer, Roland Fuchs und andere Unerschrockene für eine umsichtige Verkehrs- und Bodenpolitik, als in der Bundesrepublik noch das Ideal der autogerechten Stadt galt. Das hielt die Ellwanger SPD nicht davon ab, bereits in den 1980er Jahren für ein Baulückenkataster und ein Blockheizkraftwerk, das erste Radwegeprogamm und für Tempo 30 in Wohngebieten zu kämpfen.