Antrag: Krisenfeste Klassenzimmer in Ellwangen

Veröffentlicht am 08.01.2021 in Gemeinderatsfraktion

Einberufung des Ellwanger Schulbeirats dringend geboten

 

Gemeinsam Schulen auf Unterricht in der Pandemie fit machen

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dambacher,

namens der SPD-Gemeinderatsfraktion stelle ich zum Thema Umgang mit der Pandemie die folgenden Anträge:

    1. Der Schulbeirat (im Rahmen des KTSS vgl. Hauptsatzung §10 (4) e) wird schnellstmöglich zu einer digitalen Sitzung einberufen. Zu dieser Sitzung werden alle Mitglieder (gemäß Hauptsatzung §10 (4) e) und darüber hinaus alle Schulleiterinnen und Schulleiter der Ellwanger Schulen eingeladen.

Ziel dieser Sitzung ist, mit allen Beteiligten gemeinsam ein belastbares „Ellwanger Modell der offenen Schulen unter Pandemiebedingungen“ zu erarbeiten.

Begründung:

Aufgrund der anhaltend hohen Infektionszahlen können die Schulen nach aktuellem Stand nicht in einem Normalbetrieb und mit voller Präsenz aller Klassen geöffnet werden.

Es ist, trotz Impfstoff,  stark davon auszugehen, dass uns diese ungewisse Situation noch eine unabsehbare Zeit, die auch noch weit in dieses Jahr 2021 hineingehen kann, begleiten wird. Daher müssen nun unbedingt grundsätzliche Weichenstellungen vor Ort vorgenommen werden, um einerseits dem individuellen Gesundheitsschutz und der Eindämmung der Pandemie und andererseits dem Recht auf Bildung unserer Kinder sowie deren Betreuung noch besser gerecht zu werden.

Die Verantwortlichen und alle Mitarbeiter*innen in den Schulen, Schüler*innen und Eltern brauchen verlässliche Strukturen. Unsere Überlegungen vor Ort sollten unterschiedliche Szenarien für den Zeitraum bis zu den Osterferien im Blick haben. Wir sind der festen Überzeugung, dass es möglich ist auf der Ebene unserer kommunalen Schullandschaft Strukturen zu schaffen, die über die häufig sehr kurzfristigen Vorgaben und Verordnungen des Kultursministeriums und von Frau Dr. Eisenmann hinaus der schulischen Arbeit auch in Pandemiezeiten mehr Stabilität geben. In einem hochentwickelten Land wie Baden-Württemberg muss es Wege geben, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten gibt: Schule zu oder Schule offen wie bisher. Beide Möglichkeiten sind angesichts der Pandemiesituation nicht optimal und keine Lösung des aktuellen Problems.

Familien leisten gerade einen großen Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise. Auch die politisch Verantwortlichen müssen alles, was ihnen in diesem Bereich zur Verfügung steht, in die Wege leiten, dass die Anstrengungen der Familien noch stärker unterstützt werden. Hierfür ist es wichtig alle Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen und weitere Maßnahmen zu erarbeiten.

Wir wissen, dass diese Maßnahmen zum Teil mit Mehraufwand verbunden sein werden. Aber nur mit den besten Bemühungen aller werden wir es schaffen, für diese Herausforderung angemessene Lösungen zu finden.  All diese Bemühungen und der Mehraufwand sind eine wichtige Sache.

Im Übrigen ist nicht abzusehen, ob das Ganze im Herbst und Winter 2021 wirklich vorbei ist und ein ganz normaler Unterricht wie vor dem Ausbruch bereits wieder möglich ist. Wir sind unseren Kindern alle Anstrengungen schuldig!

Darüber hinaus beantragen wir:

    2. Insbesondere der Busverkehr bzw. die vollen Busse stellen ein Problem im Infektionsgeschehen dar. Die Fahrzeuge selbst sind ausreichend vorhanden. Allerdings gibt es zu den Stoßzeiten zu wenige Busfahrerinnen und Busfahrer. Um diesen Flaschenhals zu vermeiden, ist eine einvernehmliche Lösung der weiterführenden Schulen, die viel Schüler haben, die mit dem Bus kommen, anzustreben, dass der Unterrichtsbeginn deutlich entzerrt wird. Mit veränderten Schulanfangszeiten ließen sich eventuell noch bessere Kapazitäten schaffen. Hier müssen alle Ellwanger Schulen beteiligt werden.

    3. Für alle Schulen müssen verlässliche Kontaktdaten veröffentlicht werden. Für jede Schule muss es eine Telefonnummer geben, die zu den eigentlichen Unterrichtszei- ten durch eine Person der Schule besetzt ist. Aufgrund des Homeoffice der Lehrkräfte muss diese Nummer gewissenhaft umgeleitet werden. Eltern und Schüler brauchen diese Gewissheit, dass jemand in der Schule da ist, der sie im Fernunterricht begleitet und bei Problemen Abhilfe schaffen kann.

    4. Schüler, denen zuhause die notwendige Infrastruktur fehlt, sollen die Möglichkeit erhalten, sich Geräte von der Schule ausleihen zu können. Dazu gehören insbesondere die viel genannten „digitalen Endgeräte“ wie etwa Tablets, Laptops oder PCs.

Schüler ohne Drucker müssen die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeitsblätter in gedruckter Form möglichst kontaktlos an der Schule abholen zu können.

Die Schüler, die kein Internet zuhause haben, sollen für den Zeitraum des Homeschoolings im Rahmen der Bildungsflatrate für Schüler Internet erhalten.

Hierzu beantragen wir als Basis der weiteren Beratung einen Bericht über den aktuellen Stand.

    5. Für Schüler, die zuhause keine Möglichkeit haben, sinnvoll am Fernunterricht teilzunehmen, ist zu prüfen, ob „Lernbasen“ eingerichtet werden können. In einer Lernbasis können Schüler an einem festen Arbeitsplatz, der gut ausgestattet ist, lernen und am Fernunterricht teilnehmen. Zwischen den einzelnen Schülern kann ausreichend Abstand eingehalten werden. Zusätzlich können Plexiglaswände zum Einsatz kommen. Mit Headset können so die Schüler ggf. sogar am digitalen Fernunterricht teilnehmen. Die Schüler tragen eine Mund-Nasen-Maske, sobald sie den Platz verlassen. Die Aufsicht der Schüler wird mit einer FFP2-Schutzmaske und einem Gesichtsschutz ausgestattet. Hier muss überprüft werden, wie hier die Kooperation zwischen Schulpersonal und weiteren Personen organisiert werden kann. Lernbasen können mit der Notbetreuung verzahnt werden. Die Möglichkeit, eine solche Lernbasis betreiben zu können, muss beim Land eingefordert werden.

    6. Die vorübergehende Nutzung zusätzlicher Räume für Unterricht muss ermöglicht werden. Um längerfristig planen zu können, sollte der Unterricht dann bis Ende März in diesen Räumen geplant werden. Hier ist zunächst an Räumlichkeiten in öffentlichen Gebäuden und ggf. Gebäuden der Kirche zu denken.

    7. Es ist darzustellen, wie eine umfassende Schnellteststrategie für Ellwanger Schulen umgesetzt werden kann, um mehr Sicherheit in den Alltagsbetrieb unserer Ellwanger Schulen zu bringen.

    8. Ziel der Bemühungen muss auch sein, dass, wenn Kinder in der Notbetreuung sind, sichergestellt ist, dass die Schüler in dieser Zeit, in der sie in Notbetreuung sind, die Aufgaben aus dem Fernunterricht machen können.

    9. Für einen etwaigen hybriden Unterricht bzw. Unterricht in geteilten Klassen wird den Schulen vonseiten der Stadt dringend empfohlen, die Teilung der Klassen nach sozialen Bindungen der Schüler zu bewerkstelligen. Hierfür lässt sich auf das Tool https://klassenteilung.de hinweisen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dambacher, wir untersteichen noch einmal: Wir sehen im Schulbeirat, der nach Beschluss des Gemeinderates vom 22.10.20 in den KTSS integriert wurde, das absolut richtige Gremium (ergänzend durch die Teilnahme der Schulleiter*innen aller Ellwanger Schulen) zur Bearbeitung dieser Anträge und zur weiteren Beratung zum Thema Pandemie und Schulen.

Mit besten Grüßen, auch im Namen der gesamten Fraktion

gez. Herbert Hieber

Fraktionsvorsitzender