Vision für Ellwangen

Veröffentlicht am 27.08.2021 in OV-Zeitung

Ellwangen - Das Schmuckkästchen der Ostalb

von Ariane Bergerhoff

Will man das Leben in die Innenstädte zurückholen, muss man sich von der Idee verabschieden, dass vor allem das Einkaufen der Frequenzbringer der Zukunft sein wird. Nicht erst die Pandemie hat dazu geführt, dass unsere Innenstadt verödet. Bereits die Entwicklungen vor Jahren weg von kleinen Geschäften hin zu großen Geschäften in anderen Städten, die Mobilität der Kundinnen sowie das enorme Wachstum des Online-Shoppings haben ihren Teil dazu beigetragen, dass es nun so ist, wie es ist. Es stehen sehr viele Geschäfte in Ellwangen leer. Jedoch ist das Ende der monostrukturellen Überformung der Stadt gerade ihre Renaissance.

Ellwangen hat großes Potenzial. Ellwangens Innenstadt ist kein Juwel, nein, sie ist ein wahres Schmuckkästchen.

Es gibt viele geschliffene und ungeschliffene Edelsteine: Diese herrlichen Bürgerhäuser, die kleinen Ladenflächen, die so lange als unvermarktbar galten, drei Prachtstraßen, die zentral am Fuchseck zusammentreffen, traditionsreiche Geschäfte, Restaurants, Bars und Kneipen. Darauf lässt sich aufbauen.

 

Jetzt geht es darum, die Stadt zu einem Erlebnisraum zu machen, in dem wir uns wohlfühlen, anderen Menschen begegnen, kulturelle Erfahrungen machen und Dienstleistungen unterschiedlicher Art in Anspruch nehmen können. Dazu gehören etwa Schneidereien, Schuhmacher, Reparaturwerkstätten. Dass es hierfür eine Nachfrage gibt, zeigt der Erfolg des RepairCafés. Kann man dieses in der Innenstadt ansiedeln? Der Trend, unverpackte, plastikfreie, ökologische und regionale Produkte zu kaufen, wird sich fortsetzen. Ließe sich nicht ein Laden denken, der dies vereint? Wohnraum für Menschen, die auf kurze Wege und Begegnungen angewiesen sind, muss fester Bestandteil der Innenstadtentwicklung sein. Die Umnutzung von Einkaufsflächen darf kein Tabu sein. Warum nicht ein Haus für alle Vereine in Ellwangen entwickeln? Der Stadtseniorenrat hat den Aufschlag dazu gemacht. Im Schmuckkästchen hätte auch ein roher Diamant Platz: Co-Working-Space oder einfacher gesagt gemeinschaftlich genutzte Büro-Infrastruktur, denn nicht alle werden nach der Pandemie die volle Woche an den Arbeitsplatz zurückkehren und viele können nicht dauerhaft von zuhause arbeiten.

 

Und zu guter Letzt bedarf es all der kreativen und aktiven Menschen in unserer Stadt, die beim Neudenken und Wiederbeleben mitmachen wollen. Sie gilt es von der Idee des Schmuckkästchens zu überzeugen. Sie sind die eigentlichen Brillanten dieser Stadt.