Falsche Richtung

Veröffentlicht am 28.04.2022 in OV-Zeitung

Die rückläufige Entwicklung der Bahn und ihre Folgen

Nils Einfeld

Die Bahn ist ist das Transportmittel der Zukunft, oder zumindest sollte sie es sein. Denn sie ist effizient, platzsparend und umweltfreundlich. Doch die Länge des Gesamtschienennetzes geht in Deutschland bereits seit den vierziger Jahren kontinuierlich zurück. Laut dem ifo Institut ist mit einem Rückbau von 15 000 Streckenkilometern in den vergangenen 70 Jahren mehr als jeder vierte Streckenkilometer des deutschen Eisenbahnnetzes stillgelegt worden. Allein in Baden-Württemberg wurden der EBA zufolge seit 1994 achtundzwanzig bundeseigene Strecken stillgelegt.Dass die Bahn besonders im Geburtsland des Automobils traditionell Popularitätsschwierigkeiten hat, scheint einleuchtend. Doch auch darüber hinaus gibt es einige Faktoren, die sie bei uns eher unbeliebt machen. Neben gelegentlichen Pöbeleien alkoholisierter Fußballfans und der ständigen Angst, den Anschlusszug zu verpassen, ist es der Preis, der sparsamen Schwaben das Bahnfahren schwer macht.

Ob dies nun Zufall ist oder das Resultat jahrelanger Vernachlässigung der notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen durch ein Ministerium, welches in Baden-Württemberg von 1972 bis 2011 von der CDU besetzt war, bleibt fraglich.

Allerdings ändert das nichts daran, dass ein Bahnausbau nach wie vor dringend nötig ist. Natürlich wird durch ihn allein das Klimaproblem nicht gelöst. Schließlich können wir die Konflikte, vor die der Klimawandel uns stellt, nur in kleinen Schritten entschärfen und es gibt nicht die eine universelle Lösung, auch wenn man die gern hätte.

Doch hätten wir mit einer modernen, bezahlbaren Bahn, die regelmäßig und pünktlich fährt, zumindest wieder freie Straßen, frische Luft in den Städten und wären weniger auf das Öl von Diktatoren angewiesen. Das wäre doch auch nicht schlecht.