Ärtze, Praxen, Krankenhäuser 

Wie können wir die Medizinische Versorgungen sicherstellen?

Ariane Bergerhoff

Wenige politische Themen werden so emotional diskutiert wie die medizinische Versorgung. Zurecht, denn landesweit sollen in dreizehn von 39 Landkreisen Kliniken geschlossen werden.

 

Dies ist auch eine Folge der fehlenden Finanzierung durch das Land, das den Krankenhausplan seit 2010 nicht erneuert hat. Aktuell gibt es in Baden-Württemberg keine umfassende und transparente Krankenhausplanung.

 

Auch die Debatte um die Kliniken im Ostalbkreis ist heiß gelaufen. Es ist gut, dass der Kreistag jetzt Beschlüsse gefasst hat. Demnach soll es in Ellwangen eine Grundversorgungsklinik mit fachklinischen Ergänzungen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Basis-Notfallversorgung und ambulanten Operationen geben. Gut so. Allerdings dürfte allen klar sein, dass gute medizinische Versorgung nicht im Krankenhaus beginnt. Das ambulante Angebot ist ein ebenso dringendes Problem. Das drastische Wegbrechen der haus- und fachärztlichen Infrastruktur lässt die Menschen im Virngrund befürchten, dass es künftig immer weniger Arztpraxen geben wird, in denen sie kompetent behandelt werden.


Mit der neuen Medizinkonzeption müssen auch effektive Strategien entwickelt werden, wie man medizinisches Personal für den ländlichen Raum gewinnen kann. Es ist schwer, den „Hausärzteschwund“ aufzuhalten. Mehr als 40% der Hausärzte im Ostalbkreis sind älter als sechzig Jahre und es sind nicht genug Nachfolgerinnen in Sicht.

Die tun was 

Ehrenamtliche engagieren sich für ein Lebendiges Ellwangen

 

Fritz Taschinski 

 

In unseren Innenstädten ist es unübersehbar: Läden stehen leer, weil traditionsreiche Familiengeschäfte schließen oder Handelsketten ihre Filialen aufgeben. So leider auch in Ellwangen. Die Gründe sind vielfältig: Der Mangel an Fachkräften, die Corona-Krise, steigende Mieten, höhere Kosten durch Inflation, der zunehmende Internet-Handel. Und doch gibt es Läden in Ellwangen, die sich diesem negativen Trend entziehen. Es sind Läden, deren Geschäftsziel nicht die Erzielung von Gewinnen ist, sondern, die sich dem Gemeinwohl verschrieben haben. Drei davon stellen wir hier vor: Tonis Ladencafé in der Badgasse verkauft gespendete Artikel aus zweiter Hand – Kleider, Bücher, Geschirr, Schallplatten und vieles mehr. Darüber hinaus bietet es von Dienstag bis Samstag die Möglichkeit, sich in seinem erst kürzlich von Stuttgarter Architekturstudenten aufgepeppten Ambiente bei selbstgebackenem Kuchen zu treffen, zu plaudern und sich auszutauschen. Im Weltladen in der Spitalstraße sorgen ehrenamtlich Tätige dafür, dass es in Ellwangen seit langem ein breites Angebot an fair gehandelten, ökologisch und nachhaltig produzierten Waren aus aller Welt zu kaufen gibt.

Anarchistin, Sozialdemokratin und Franziskanerin 

Fanny Imle – Eine Ungewöhnliche Frau aus Ellwangen 

 

Beate Rothmaier

 

An einem warmen Abend im Sommer 1900 schwimmt eine junge Frau bis in die Mitte des Zürichsees hinaus. Sie ist hochschwanger und fast blind. Es ist die 1878 in Ellwangen geborene Offizierstochter Fanny Imle, die seit einem Semester an der Universität Zürich Philosophie studiert. Wissbegierig und politisch wach engagiert sie sich in der lebendigen europaweit vernetzten Bewegung der Anarchisten. Da stellt sie fest, dass sie schwanger ist.

 

„Der Vater des Kindes ‘achte sie hoch’, käme aber über ihre Augen nicht hinweg…“, notiert Josepha Kraigher-Porges eine Zeitzeugin in ihrem Tagebuch. So wird Fanny Imle alleinerziehende Mutter, was sie nicht davon abhält, vier Jahre später in Freiburg als eine der ersten Frauen ihren Doktortitel in Politikwissenschaft mit einer Arbeit über die frühen Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erwerben.

Das einzige Foto, das es von ihr gibt, zeigt sie mit kurz geschnittenem Haar und einem kleinen Schwangerschaftsbäuchlein, neben sich ihr Führhündchen. „Frisch, schön, unter feinem Blondhaar strahlende Augen, die wie dunkle, unruhig irrende Quellen zwischen festen Ufern aussahen. Diese Zweiundzwanzigjährige war vollständig blind, hatte aber einen phänomenalen Orientierungssinn und starken Lebenswillen. Sie war den ganzen Abend intensiv und begeistert an ihre sozialen Ideale hingegeben und verweilte keine Sekunde bei sich. Nur von ihrem zwei Monate alten Bübchen sprach sie lächelnd einige Minuten.“ So beschreibt Kraigher-Porges sie, nachdem sie ihr begegnet ist.

 

Mit ihrer Arbeit Der Bleibergbau in Mechernich 1909 verfasst Fanny Imle eine der ersten wegweisenden Studien der Sozialwissenschaften. Die 31-jährige verlässt die Theorie und erarbeitet Fragebögen, mit denen sie bei den Bergarbeitern deren miserable Arbeitsbedingungen erhebt und auswertet.

Die SPD feiert am 12. November 

„Vorwärts, und nie vergessen, worin unsre Stärke besteht!“

 

Ariane Bergerhoff 

 

Deutschlands Geschichte und die der sozialdemokratischen Partei sind eng miteinander verknüpft. Die SPD ist mit 160 Jahren die älteste Partei Deutschlands und älter als unsere Bundesrepublik selbst. Von Anfang an kämpften engagierte Frauen und Männer in den Reihen der sozialdemokratischen Bewegung gemeinsam für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Ihr Ziel war ein soziales und demokratisches Deutschland. Heute wissen wir, sie waren sehr erfolgreich. Diese Idee hat ihre Berechtigung nicht verloren. Mehr denn je sind wir gefordert, für unser Grundgesetz und das soziale Miteinander einzutreten und den Feinden der Demokratie eine klare Absage zu erteilen. Wir wollen ein Land, in dem alle Menschen friedlich miteinander leben und zusammenhalten. Wir lieben die Vielfalt. Wir lieben unsere Demokratie und setzen uns für sie ein. Aber sie ist nicht mehr selbstverständlich. Es bröckelt der Putz. In Deutschland werden wieder Dinge gesagt und getan, von denen wir alle dachten sie seien überwunden. Der SPD-Ortsverein in Ellwangen wurde 1948 gegründet. Seit damals setzen sich unermüdlich und mit viel Leidenschaft hier genoss*innen der SPD für eine gerechte Stadtgesellschaft ein. In diesem Jahr wollen wir in der Verantwortung unserer eigenen Geschichte und für unser demokratisches Miteinander kein gewöhnliches 75-jähriges Jubiläum begehen, sondern gemeinsam mit den Menschen in unserer Stadt ein Fest der Demokratie feiern. Die Laudatio auf unsere Demokratie wird der Vizepräsident des Landtags Daniel Born MdL halten. Wir freuen uns auch ganz besonders, dass unser Ehrenmitglied Alfred Geisel zu unserem Fest kommen wird und wir uns mit ihm und Daniel Born über die Lehren der Vergangenheit und die Herausforderungen der Zukunft austauschen können.

 

Feiern und diskutieren Sie mit. Sie sind alle herzlich eingeladen: Am Sonntag, 12. November 2023, 10 bis 13 Uhr im Festsaal.

Die Jugend setzt sich ein

 

Maximilian Hochstatter

Im Jugendrat vertreten Jugendliche selbst ihre Interessen gegenüber der Stadt. Der Jugendrat wurde auf Antrag der Fraktionen von SPD und Grünen eingerichtet mit dem Ziel, den Jugendlichen eine Stimme zu geben. Dabei teilt sich der Jugendrat in die Ausschüsse Nachhaltigkeit, Verkehr-Schule-Digitales, Öffentlichkeitsarbeit/Wahlen, sowie einen Ausschuss, der sich mit dem JUZE beschäftigt. Für die SPD im Jugendrat sitzen Magdalena Henle, Maximilian Hochstatter, Tim Nickel (alle 17 Jahre alt) und die erst 16-jährige Carina Krez. Sprecher des Ausschusses Verkehr-Schule-Digitales ist Maximilian Hochstatter. Auch Tim Nickel arbeitet hier mit. Carina Krez ist Mitglied im Ausschuss für Nachhaltigkeit und gemeinsam mit Magdalena Henle im Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit/Wahlen. Magdalena engagiert sich darüber hinaus im JUZE-Ausschuss. Zwar geht die aktuelle Amtszeit des Jugendrates ihrem Ende zu, dennoch arbeiten alle gemeinsam an einer Geschäftsordnung, die das Wahlverfahren grundlegend verändern wird.

Bewegte Zeiten

Vor fünfzig Jahren besuchte Willy Brandt Ellwangen

 

Alfred Geisel

 

Eines der wichtigsten Ereignisse für das politische Ellwangen war der Besuch Willy Brandts 1973. Der ehemalige Richter am Landgericht und Landtagsvizepräsident Dr. Alfred Geisel, der sich selbst einen »Altgedienten« nennt, hält seine Erinnerungen an die damaligen Ereignisse und an sein langjähriges Engagement für die Sozialdemokratie in diesem Beitrag fest.

 

  

Als ich im Herbst 1965 nach der damals für die SPD verlorenen Bundestagswahl meinen reiflich überlegten Entscheid, Mitglied der ältesten demokratischen Partei Deutschlands zu werden, endlich verwirklichte, in Teilen der Ellwanger Bürgerschaft Unverständnis und erkennbare Ablehnung aus. Dass ein  wohlbestallter, promovierter Richter des Landgerichts in der CDU-geprägten Stadt in die SPD eintrat, rief bei vielen Kopfschütteln hervor. Etliche Bekannte und Freunde mieden zunächst den Umgang mit mir und meiner Familie, und auch im Richterkollegium stieß ich teilweise auf schroffe Ablehnung, wollte man doch mit dem Mitglied einer wörtlich »halbkommunistischen Organisation« nichts zu tun haben. Auch im Gemeinderat der Stadt, in den ich 1968 mit einem weiteren Genossen gewählt wurde, begegnete man uns seitens der CDU, die damals über 75 Prozent der Sitze innehatte, mit kühler Ablehnung. Eine rühmliche Ausnahme machte der damalige Oberbürgermeister Karl Wöhr – ein rechtschaffener, in der Wolle gefärbter Unionspolitiker. Er begegnete unseren  kommunalpolitischen Anliegen offen und fair und band uns bei den Eingemeindungsverhandlungen im Rahmen der Kommunalreform zu Beginn der 70er Jahre voll mit ein. Als die SPD in Bund und Land Ende der 60er Jahre die Regierungsverantwortung übernahm, lockerte die ablehnende Stimmung sich etwas auf. Diese positive Entwicklung erlitt jedoch nach dem grandiosen Wahlsieg der SPD bei der Bundestagswahl 1972 mit Willy Brandt als Kanzler einer sozialliberalen Koalition einen herben Rückschlag. Alte parteipolitische Gegensätze brachen in weit schärferer Form wieder auf.

 

Ein »Vaterlandsverräter« besucht Ellwangen

 

 

Was dies für Ellwangen bedeutete, zeigte sich deutlich bei Willy Brandts Besuch am 24. Juni 1973 in unserer Stadt und kann auch 50 Jahre später nur als unfassbar bezeichnet werden. Der Besuch fand an einem strahlend sonnigen Sonntag statt und sollte für die ostwürttembergische SPD zu einem mutmachenden politischen Höhepunkt, für das Ansehen Ellwangens jedoch zu einem Desaster werden. Willy Brandt hatte sich angesagt, weil er an diesem Tag die vorbildliche soziale Einrichtung des Kinderdorfs Marienpflege kennenlernen wollte – ein Wunsch, der von Oberbürgermeister Karl Wöhr und den Verantwortlichen des Kinderdorfes wärmstens begrüßt wurde.

Die Wasserversorgung

Spektakulär Unspektakuläre 

Ariane Bergerhoff 

 

Strom kommt nicht aus der Steckdose. Auch Wasser kommt nicht einfach aus dem Wasserhahn. Ein Blick in unsere Nachbarländer zeigt, dass Konflikte um Wasser auch vor unserer Haustür entstehen können. Worauf müssen wir uns einstellen?

 

Ich könne vorbeikommen und wir könnten ins Wasserhäusle fahren, aber wirklich spektakulär sei das nicht, so Stefan Powolny, Geschäftsführer der Ellwanger Stadtwerke. Ich bin beeindruckt, wie trotz der Komplexität das kostbare Gut geschmeidig durch Leitungen fließt, um dann bei uns zuhause zuverlässig aus dem Wasserhahn zu strömen. Er hat Recht. Wirklich viel zu sehen ist nicht. Die Technik läuft. Alles auf dem neuesten Stand. Beruhigend. Das Wasser, das in Ellwangen hauptsächlich von der Landeswasserversorgung und in Teilen aus eigenen Brunnen kommt, ist in guten Händen. Wie sieht es aber in ein paar Jahren aus? Was, wenn große Wasserversorger angesichts zurückgehender Wassermengen in Schwierigkeiten geraten? Kurzfristig müsse man sich keine Sorgen machen, so Powolny. Perspektivisch sei das ein Problem. Auch hier bei uns kann es dazu kommen, dass Wasser knapp wird.

Wenn der Faschismus zurückkommt

Beate Rothmaier

 

Die Demokratie ist eine sanftmütige Staatsform. Darin liegen ihre große Freiheit und ihre größte Gefahr, denn sie stellt die Instrumente zu ihrer Abschaffung selbst bereit. Eine Tatsache, die von rechtsextremen Parteien weltweit ausgenutzt wird. Immer wieder entbrennt hierzulande die Debatte, ob und wie eine Zusammenarbeit demokratischer Parteien mit Rechtsaußen möglich sein könnte.

 

Wer die Brandmauer schleift, muss wissen, dass der Faschismus, wenn er zurückkommt, nicht sagen wird: „Hallo, ich bin der Faschismus“. Nein. Er wird sagen „Die politische Korrektheit gehört auf den Mülhaufen der Geschichte“ (Alice Weidel), oder „Bescheidenheit bei der Entsorgung von Personen ist unangebracht“ (Jörg Meuthen). Er wird wie Björn Höcke Geschichtsrevisionismus betreiben, der sagt: „Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt“, oder aggressiven Nationalismus verkünden: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet!“ (Markus Frohmaier), oder „Von der NPD unterscheiden wir uns nicht durch Inhalte“ wie Dubravko Mandic. Und er wird seiner Fremden- und Frauenverachtung die Zügel schießen lassen: „Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln“ (Dieter Görnert) und „Frauen brauchen einen Vormund“ (Gerhard Welter). Dies sind erschreckende, belegte Aussagen von AfD-Politiker*innen, sie zeigen deren wahre Gesinnung.

 

Jede und jeder sollte genau hinhören, und den plumpen Parolen und perfiden Fake News entgegentreten. Was kann man konkret tun? Erstens: Nicht wegschauen, sondern einschreiten, wenn Rechtsradikale andere Menschen beleidigen oder angehen. Zweitens: Rausgehen und mit den Menschen über Politik und Demokratie sprechen. Drittens: Sich in Diskussionen einmischen.

 

Argumente finden Sie hier: www.spd.de/stark-gegen-rechts

Ellwangen bleibt bunt

Vor dem Rathaus wehte eine Regenbogen-Fahne

Gabriel Stengel

 

Auf Antrag der SPD wehte passend zum weltweiten Christopher Street Day Ende Juni vor dem Ellwanger Rathaus die Regenbogenfahne. Zumindest für 24 Stunden. Im April 2022 sah das noch anders aus, und gedauert hatte es auch letztlich nur über ein Jahr.

Ein Jahr für eine Fahne. Der Antrag wurde heiß diskutiert, aber OB Dambacher hatte die Fahne am Ende ohne Abstimmung im Gemeinderat einfach angeschafft. Durch den Alleingang wurde der ein oder anderen Fraktion des Gemeinderates auch eine peinliche, öffentliche Debatte erspart. Gut vorstellbar, dass daraufhin auf dem Diensthandy des Oberbürgermeisters eventuell die eine oder andere Dankesnachricht aufgeblinkt ist - auch weil trotz der Fahne das Abendland tatsächlich immer noch nicht untergegangen zu sein scheint. Glück gehabt.

Europa Friedensmacht

René Repasi

Mitglied des Europaparlaments

Der 24. Februar 2022 wird einer jener Tage sein, bei denen wir uns noch in Jahrzehnten genau daran erinnern werden, was wir taten und fühlten, als wir die schreckliche Nachricht vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erfahren haben; genau wie der 11. September 2001 oder der 28. April 1986. Ich selber habe mich dabei an meine Kindheit erinnert. Im Sommer 1991 sah ich zum ersten Mal schießende Panzer im Fernsehen, die im damaligen Jugoslawien einen Kriegbegonnenhatten. Ich hatte keine Ahnung, was das ist.

Wie erklärt man einem Kind, was ein Krieg ist? Heute habe ich zwei Söhne von drei und fünf Jahren und der Älteste fragt bereits danach.

Mich haben diese Bilder vom Krieg politisiert. „Nie wieder Krieg“ ist eine Parole, die mich zuerst in die SPD, dann in die Europapolitik und schließlich ins Europäische Parlament getragen hat. Ich trat dem Europäischen Parlament noch vor dem Kriegsausbruch bei, aber inzwischen dominiert der Krieg meinen Arbeitsalltag.